Meine Erlebnisse mit Menschen

 

 

die Geburt meiner kleinen Schwester 

 

meine Mutter und meine kleine Schwester Dagmar

 

 

Es war der Abend des 25. Septembers 1965. Wir wollten alle zusammen Fernsehen schauen, wie es in dieser Zeit üblich war. Nach 5 Min schauen jedoch gab unser Fernseher den Geist auf. Also 100 m über die Straße zur Tante.

Meine Mutter war hochschwanger und überlegte noch ob sie mitginge oder doch besser zu Hause bliebe. Da das Kind aber für 5 Tage später länger ausgezählt war, entschloss sie sich doch mitzugehen.

Um 21.30 Uhr bekam meine Mutter plötzlich Wehen. Also schnell über die Wiese nach Hause, das sind nur knapp 50m. Als wir ungefähr in der Mitte der Wiese waren, platzte meine Mutter die Fruchtblase. Mein Stiefvater schickte mich zu Nachbarin, die war damals die einzige die ein Telefon hatte, damit sie den Doktor und die Hebamme verständigte. Ich lief so schnell ich konnte zur Nachbarin bat sie anzurufen und flitzte gleich nach Hause. Vor der Haustüre holte ich die Eltern wieder ein. Ich half meinem Stiefvater die Schlafcouch im Wohnzimmer zu richten, da meine Mutter es nicht mehr bis zum Bett schaffte. Sie musste schlimme Schmerzen haben, denn sie stöhnte hin und wieder ziemlich schlimm.

Obwohl es mir wie eine kleine Ewigkeit vorkam, war der Doc schon nach ca. 20 Min zur Stelle. Ich öffnete ihm die Türe und brachte ihn zum Wohnzimmer.

Seine erste Tat war: "Raus mit dir du Bengel und Türe zu", dabei lachte er. Also ging ich in die Küche. Dort hatten wir eine Durchreiche zum Wohnzimmer, aber der Doc zog einfach die Klappe davor. Ich rutschte an der Wand unter der Klappe zum Fußboden in der Hoffnung irgend etwas aus dem Wohnzimmer mitzubekommen, bzw. wenigsten etwas zu hören. 

Natürlich hörte ich nichts bis zu dem Moment wo die Stille durch ein dumpfes klatschendes Geräusch unterbrochen wurde. Kaum hatte ich das Geräusch vernommen, da hörte ich auch schon den Doc schreien:" Junge komm sofort zu mir, schnell schnell und mach die Haustüre auf!"

Nachdem ich die Haustüre geöffnet hatte stürzte ich sogleich ins Wohnzimmer. Mir bot sich eine komische Szene, die Beine meiner Mutter ruhten auf Schaumstoffstützen, der Doc saß vor meiner Mutter und zwischen dem Doc und der Couch lag mein Stiefvater.....ohnmächtig. Was war das denn? Metzger...., schlachtet jeden Tag und bei der Geburt seines Kindes fällt er um. So stand ich wohl mit einem dummen Gesicht und mit offenem Mund einfach nur da. Der Doc brüllte mich an:" Los nimm deinen Stiefvater bei den Schultern wir müssen den hier wegschaffen und du stellst dich dann bei deiner Mutter an die Kopfseite und drückst feste ihre Schultern runter wenn sie hoch will, alles verstanden ?"

Dann sagte der Doc plötzlich zu meiner Mutter:" So Frau Friebe, jetzt haben sie es gleich geschafft, ich sehe das Köpfchen schon". In diesem Moment erschien die Hebamme, aha, deshalb sollte ich die Haustüre öffnen, schoss es mir durch den Kopf. Ich wollte jetzt natürlich auch was sehen, aber das funktionierte nicht, denn ich konnte nicht über die Wölbung des Bauches meiner Mutter sehen. Mittlerweile war mein Stiefvater erwacht, schaute zu mir rüber, sagte aber nichts Ich musste meine Mutter noch mal halten und mit aller Anstrengung auf die Couch drücken, weil sie jetzt ein letztes Mal stark presste. Dann hörte ich das Baby schreien, während sich meine Mutter völlig entspannt in die Kissen legte. Das Baby war auf dieser Welt angekommen. Die Hebamme hielt das Baby, ein kleines Mädchen, hoch.

Ich musste aber nun doch das Wohnzimmer verlassen, der Doc streichelte mir über den Kopf und meinte das hätte ich gut gemacht. Der Grund war, dass mein Stiefvater den Mutterkuchen entsorgen musste und das sollte ich wohl nicht sehen, habe ich aber trotzdem mitbekommen.

Dass ich in dieser Nacht nicht mehr schlafen konnte, erklärt sich von selber. Zu emotional waren die Eindrücke der Geburt und der letzten Stunde!

Es sei noch erwähnt, dass ich mir vornahm, sollte ich mal Kinder zeugen, werde ich bei jeder Geburt dabei sein. Bei meinen beiden Söhnen, die Zeit war so, durfte man nur von Außen zusehen, allerdings innerhalb des Kreißsaales.

Anders war das dann 1982 als meine Tochter geboren wurde, da war ich ganz nah dabei, es war aufregend, doch das ist eine andere Geschichte.

Gez. DM