Berichte und Geschichten zu meinen Reisen

 

 

Friedrichstadt

Hinweis: deutsche Stadt mit niederländischem Erbe

Anhänglich möchte ich ein Städtchen in Norddeutschland beschreiben, das in der Nähe der Stadt Husum (ca. 14 KM südlich) zu finden ist. Ich glaube das sich jeder Niederländische Besucher hier schneller und besser zurechtfindet als ein Deutscher Besucher. Die Begründung ist ganz einfach. Friedrichstadt wurde nach niederländischem Vorbild gebaut. Jedenfalls sind die Menschen hier ein wenig anders als im übrigen Norddeutschland. Ich kann das beurteilen, da ich einige Jahre in Schleswig gewohnt habe. Ich möchte Ihnen die Stadt und ihre Geschichte ein wenig näher bringen, um zu zeigen, das es immer schon, seit langer Zeit, Deutsch – Niederländische Beziehungen gab.

Erik P.J. Vrinds erdachte sich folgende Überschrift: „Friedrichstadt – Stadt mit Niederländischem Erbe.“Das ostfriesische Emden war während des niederländischen Freiheitskampfes für viele niederländische Glaubensflüchtlinge einsicherer Hafen. Das Städtchen Friedrichshafen verdankt ihnen sogar seine Existenz.

1648 erlangten die Nieder-lande nach achtzig Jahren Krieg gegen Spanien ihre völlige Souve-ränität. Zuvor war es ihnen bereits im zwölfjährigen Waffenstill-stand von 1609 bis 1621 gelungen, ihre Unab-hängigkeit zu behaupten. Trotz der vorübergehenden äußeren Sicherheit erschütterte zu jener Zeit aber ein religiöser Konflikt die junge Republik von innen. Zwei wichtige protestantische Gruppen, Kalvinisten und Remonstranten, stritten sich um den wahren Glauben. Die Remonstranten, nach ihrem Gründer Jakob Arminius auch Arminianer genannt, traten für ein liberales und tolerantes Christentum ein und lehnten die kalvenistische Prädestinationslehre ab. Damit zogen sie das Missfallen der orthodoxen kalvinistischen Mehrheit in den Niederlanden auf sich und wurden schließlich auf der Synode von Dordrecht im Jahre 1618/19 als Ketzer verurteilt und aus der reformierten Kirche ausgeschlossen. Viele Remonstranten waren daher gezwungen, das Land zu verlassen. Anders als bei den Glaubensflüchtlingen, die nach Ostfriesland auswanderten, spielten bei den niederländischen Gründern Friedrichsstadts neben religiösen auch noch wirtschaftliche Motive eine Rolle. Unter ihnen befanden sich zahlreiche Kaufleute unter der Führung des Unternehmers und Kaufmanns Willem van den Hove. Der Handel hatte durch den Krieg mit Spanien sehr gelitten, und die Geschäfte in den Niederlanden stagnierten. Sie beschlossen deshalb, sich in der Fremde eine neue Existenz aufzubauen. Dies kam dem Herzog Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorf sehr gelegen. Der hegte nämlich ehrgeizige wirtschaftliche Pläne und hoffte, sich durch den Bau einer neuen Handelsstadt einen der vorderen Plätze im Welthandel sichern zu können. Er wurde sich mit den remonstrantischen Niederländern schnell einig und im Jahre 1621 errichtete Willem van den Hove das erste Haus in der neuen Siedlung, die als Erinnerung an ihren Stifter den Namen des Herzogs tragen sollte. Die niederländischen Ursprünge Friedrichstadts spiegeln sich unverkennbar im Stadtbild wider: Schnurgerade Straßen, die sich rechtwinkelig schneiden, Häuser mit Treppengiebeln der niederländischen Renaissance und sogar Grachten prägen das Stadtbild. Herzog Friedrich räumte den Niederländern viele Privilegien ein, unter anderem religiöse Freiheit und Selbstverwaltung. Seine handelspolitischen Ambitionen gingen jedoch leider nicht auf. Friedrichstadt wurde kein Welthandelshafen und hatte selten mehr als 3.000 Einwohner. Nach einer anfänglichen wirtschaftlichen und kulturellen Blüte führte die kleine Stadt ein eher unauffälliges Dasein. Dennoch kann sie auf ein fast durchweg harmonisches, von stetiger Toleranz gekennzeichnetes Zusammenleben verschiedenster Glaubensrichtungen zurückblicken.

Die alten Beziehungen zwischen Friedrichstadt und den Niederlanden sind auch heute noch lebendig und werden eifrig gepflegt, beispielsweise in Form einer Städtepartnerschaft mit der Gemeinde Doesburg bei Arnheim, in deren Rahmen ein reger Kultur- und Schüleraustausch stattfindet, durch die traditionell engen Kontakte der Remonstranten untereinander und natürlich durch den Tourismus, der in Friedrichstadt mittlerweile große Bedeutung hat.

 

Schlusswort:

Es gibt also noch einen Ort an dem die Deutsch- Niederländische Freundschaft Bestand hat und gepflegt wird. Städtepartnerschaften sollten von diesem Städtchen etwas lernen damit auch anderswo die Toleranz ihren Einzug halten kann.

 
 
 
Am Ende dieser Rundreise möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass ich wieder nur Positives von den Niederlanden berichten kann und ich persönlich der Meinung bin, dass Klischees nur am Rande existieren und von dem jeweiligen Gegenüber, wenn sie dann zum Tragen kommen sollten, provoziert werden.