Berichte und Geschichten über meine Reisen

 

 

Station 2: Enkhuizen

 

Zwischenstop in Enkhuizen:

Von Alkmaar aus fuhren wir über die Landstraße nach Enkhuizen, die Entfernung beträgt ca.40 Km, das schafft man gut in einer dreiviertel Stunde. Dort angekommen plagte uns erst einmal der Hunger, wobei sich mir die Frage stellte: „Lag es wohl an den aufgeschichteten Käserollen in Alkmaar?“: denn eigentlich hatten wir ausreichend gefrühstückt. Vielleicht wurde unser Appetit auch durch das stetig besser werdende Wetter angeregt, denn je näher wir dem Ijsselmeer kamen, desto blauer wurde der Himmel. Nachdem wir also einen Parkplatz gefunden hatten, gingen wir in ein Restaurant mit einem kleinen Giebelbalkon um zu speisen. Da es gerade Mittag war, konnten wir uns die Plätze noch aussuchen. Auch auf dem Balkon war ein Tisch eingedeckt, mit wunderbarer Aussicht auf das Hafenbecken. Diesen nahmen wir natürlich sofort in Beschlag, bestellten uns ein Fischgericht und genossen es, in aller Ruhe speisen zu können. So gestärkt verließen wir das Restaurant und spazierten ersteinmal am Hafenbecken entlang. Hier lagen schöne Zweimastbarken an der Mole. Meine Frau sah meinen verträumten Blick und sagte: „Wie schön wäre jetzt ein Segeltörn“. Bedauerlicherweise konnten wir uns solch ein Abenteuer aus Zeitgründen z.Z. nicht gönnen, (einmal hatte es ja schon geklappt, allerdings auf dem Atlantischen Ozean, rund um die Kanaren).

Abgelenkt durch weitere Schiffe marschierten wir weiter und übersahen einen wichtigen Abzweig auf unserem eingeschlagenen Weg.Wir standen plötzlich an einer Gracht ohne Übergang. Also, wieder zurück und eine Brücke finden. Es war kein langer Weg, bis wir eine dieser, für die Niederlande typischen kleinen Fußgängerbrücken fanden. Schnell musste ich das „Brücklein“ fotografieren und schon befanden wir uns in einem älteren Teil des Städtchens. Wie wir erfuhren, wohnten früher hier die Kapitäne und Schiffsoffiziere. Jetzt gibt es hier ein kleines Buddelschiffmuseum mit wirklich sehenswerten handwerklich gearbeiteten Buddelschiffen und kleine Souvenirläden. So gingen wir durch die schmalen Gassen zurück zum Hafenbecken. Hier bestiegen wir die Fähre, die uns zum Freilichtmuseum brachte. Die Hin- und Rückfahrt zum Museum ist kostenlos. Dort angekommen begaben wir uns zum Eingang des Museums. Das Freilichtmuseum richtet sich vor allem auf die Periode 1880-1932. In diesem Teil des Museums ist die typische Atmosphäre eines Zuiderseestädtchens von einst wieder allgegenwärtig. Mit mehr als 130 Häusern, Lädchen und Werkstätten, Vierteln und Straßen. Vom nordholländischen Akersloot bis zum Groninger Zoutkamp. Handwerker sind bei der Arbeit, und ihre Kinder können z.B. mit altholländischen Spielchen oder beim Verkleiden amüsieren. Die Museumslädchen bieten ein umfangreiches Sortiment an Souvenirs.

Gleich hinter dem Eingang ist eine Ziegelei. Dieses ist ein markanter Orientierungspunkt, weil die Schornsteine der drei Brennöfen schon von Weitem sichtbar sind, so ist es möglich, sich nach dem Freilichtmuseum zu orientieren. Am Dorfeingang befindet sich das alte Spritzenhaus, in Diesem befindet sich ein zum Löschfahrzeug umgebauter Leiterwagen, gleichzeitig Standort der Dorffeuerwehr. Weiter geht es über die Dorfstraße zur Dorfmitte. Hier befindet sich ein Büro, in dem es möglich ist über alles Geschehen im Dorf informiert zu werden. Man darf sich nicht wundern, wenn plötzlich Bewohner in Trachten um die Jahrhundertwende aus den kleinen Häusern treten und einen oder mehrere Besucher in ein Gespräch verwickeln, oder wird Zeuge eines zünftigen Ehekrachs zwischen zwei Leuten, so wie wir es erlebten. Die Ehefrau jagte ihren erst halb angezogenen Ehemann aus dem Haus und schimpfte (in drei Sprachen) wie eine Furie. Er, der Ehemann solle doch endlich schaffen gehen, sie ist es leid das er nur auf der Ofenbank sein Dasein fristetet. Dem Ehemann gefiel die Schreierei überhaupt nicht. Er behauptete seinerseits sie sei ein faules Miststück und wolle nur seinen Lieblingsplatz am Ofen für sich in Anspruch nehmen und das zur frühen Mittagsstunde. Während er mit der linken Hand sein Hemd in die Hose steckte und versucht mit der Selben die beiden Hosenträger über die Schultern zu legen, suchte und fand die rechte Hand eine Pfeife die er dann auch sofort in den Mund steckte während er immer noch versuchte seine Kleidung mit der Linken in Ordnung zu bringen. Dabei bewegte er sich wie ein Hund der verzweifelt versucht seine Rute mit dem Maul zu schnappen. Nachdem nun endlich, seiner Meinung nach, die Kleidung in Ordnung gebracht war, steckte er sich in aller Ruhe seine Pfeife an. Seine Frau schimpfte immer noch wie ein Rohrspatz. Er tat so als würde er ihrem Gezetere aufmerksam folgen, doch dann zeigte er ihr einen Vogel und bedeutete ihr, das er nun in dem Dorfkrug sich von der Bissigkeit seines angetrauten Eheweibes erholen müsse. Dann ging er zu einem jungen Mann, legte diesem verdutzten Zuschauer seinen linken Arm über die Schulter und zog ihn ein wenig mit. Lauthals erklärte er dem jungen Mann, wie schlimm seine Ehe sei und er das Zusammenleben mit dieser seiner Frau nur noch mit Genever ertragen könne und warnte ihn eindringlich davor eine solche Frau zu ehelichen.

Viele Zuschauer bemerkten erst jetzt das die vorhergegangene Szene gespielt war und begriffen nur langsam das es sich hier um Schauspieler handelte, die Besucher mit derartigen Spielchen auf die eine oder andere Art belustigen. Nach diesem Erlebnis gingen wir weiter und kamen an einer kleinen Mühle vorbei in Richtung einer Fischerhütte. Hier war der Fischer damit beschäftigt seinen Fang vom Vormittag zu räuchern.

Über eine Brücke gelangt man nun in einen Städtenachbau, indem alles zu finden ist, was um 1930 modern war. Es gibt eine Bank und viele kleine Geschäfte in denen man sich nach Souvenirs umsehen kann. Dort gibt es auch ein großes Restaurant in dem Speisen und Getränke serviert werden und die Besucher sich von dem Rundgang erholen können. An dieser Stelle kann man das Museum zur Stadtseite hin verlassen. Von hier aus ist es ca. 10 Min zu Fuß bis zum alten Stadtkern von Enkhuizen. Bedauerlicher Weise reichte uns die Zeit nicht mehr um das Zuiderzeemuseum zu besuchen. Wir werden es aber bestimmt bei einem unserer nächsten Besuche nachholen. Da wir ja noch vor hatten in Lelystad einen Stop einzulegen, begaben wir uns zu unserem Auto und fuhren über den großen Damm nach Lelystad.